Deutsch-britisches Ehepaar engagiert sich unermüdlich, um deutsche und englische Schüler*innen zusammenkommen lassen
Lesen Sie hier einen Artikel, der ursprünglich für den „Fürther Heimatboten“ (Ausgabe 02/2021) geschrieben wurde.
Motiviert durch ihre persönlichen Erfahrungen, unterstützt und organsiert das deutsch-britische Ehepaar seit über 30 Jahren viele Aktivitäten, die Deutsche und Briten zusammenkommen lassen.
Ian Bloor, der durch den Partnerschaftsverein Rimbach - Colwich/Haywood, 1984 erstmals in den Odenwald kam, kennen viele in der Fürther Großgemeinde als den „englischen Odenwälder“. Seine Liebe zum Odenwald und seine Begeisterung für die deutsche Sprache machten ihn vor fast 30 Jahren zum leidenschaftlichen Deutschlehrer, dem der kulturelle Austausch zwischen den Ländern, vor allem unter jungen Menschen, ganz besonders wichtig ist.
Er war, damals selbst noch ein Jugendlicher, beim ersten Besuch der Colwich/Haywood Gruppe in Rimbach dabei. Als Student verbrachte er dann das Schuljahr 1988/89 als Englisch-Assistent an der Heinrich-Böll-Schule in Fürth; eine in vielerlei Hinsicht prägende Erfahrung. Denn er entdeckt während dieser Zeit nicht nur eine Leidenschaft fürs Unterrichten und für den Odenwald, sondern er lernte auch seine Frau, Claudia Unger aus Krumbach, kennen. Und wie’s so schön im Lied „Tief im Odenwald“ heißt: „Einmal kommt der Tag, wo man Hochzeit hat im Odenwald“. Und so kam es, dass sich im August 1999 das deutsch-englische Paar in der Krumbacher Kirche das Ja-Wort gegeben hat. Ians Verbundenheit zum Odenwald, zur Großgemeinde Fürth und den Krumbacher Ungers war damit ein für alle Mal besiegelt!
Aus beruflichen Gründen leben Claudia und Ian mit ihren zweisprachigen Kindern, Elena und Luca, seit 2001 in dem malerischen nordenglischen Hafenstädtchen Whitby. Ian unterrichtet dort Deutsch an einer kleinen Gesamtschule. Gleich 2002 organisierte er mit Frau B. Mann, damals Englischlehrerin an der HBS, den ersten Schüleraustausch zwischen der Heinrich-Böll-Schule und der Eskdale School in Whitby. Durch diesen Austausch hatten mittlerweile zahlreiche Schüler*innen aus Fürth und Umgebung die Gelegenheit das Familienleben in einer britischen Familie und Schule kennenzulernen. Ebenso konnte Ian seine Begeisterung für Deutschland und insbesondere für den Odenwald mit seinen englischen Schüler*innen vor Ort teilen. Daraus sind viele dauerhaften Freundschaften entstanden und einige dieser Schüler*innen leben und arbeiten jetzt als Erwachsene in Deutschland.
Leider musste die alljährliche Fahrt aufgrund der Corona-Pandemie in 2020 ausfallen, doch Ian ist fest entschlossen, den Schüleraustausch so bald wie möglich fortzuführen. Denn in einer Zeit, in der dieser kulturelle Austausch durch Brexit gefährdet sein könnte, ist es wichtiger denn je Vorurteile abzubauen und neue Freundschaften zu schmieden.
Claudia unterstützt ihre Heimatregion und die umliegenden Sekundarschulen ebenfalls durch ihre Arbeit. Während der vergangenen 10 Jahre gelang ihr dies hauptsächlich durch das erfolgreiche Embrace England Sprachreisen Projekt, durch das über viele Jahre insgesamt Hunderte von Schülern*innen aus ganz Südhessen nach York gekommen sind, um ihr Englisch zu verbessern und englische Kultur zu schnuppern.
Doch aufgrund der Coronavirus-Pandemie mussten auch die Sprachreisen in 2020 leider komplett abgesagt werden, so dass sie schnell auf die sich ändernde Situation reagieren musste. Auch wenn das Reisen nicht mehr möglich war, sollten Schüler*innen aus der Region trotzdem ihr Englisch verbessern und einen besseren Einblick in die englische Kultur bekommen können. Kurzentschlossen wurde sie Programm Koordinatorin von „Yorschool“, einer Online-Sprachschule deren Gründerin Rita Bose u.a. die leitende Lehrkraft während der Embrace England Sprachreisen ist. Innerhalb kürzester Zeit wurde der komplette Unterricht auf eine Online Plattform verlagert, um das Lernen und den Kulturaustausch trotz der Corona-Krise aufrechtzuerhalten.
Dieser Online-Unterricht während der Sommerferien war so erfolgreich, dass viele Schüler*innen seitdem ihr Englisch mit wöchentlichen Online-Unterrichtsstunden weiter verbessern. Besonders das freie Sprechen mit einer Muttersprachlerin bietet immer eine willkommene Abwechslung zum Englischunterricht in der Schule und die seltene Möglichkeit, das Gelernte in einer natürlichen Atmosphäre intensiv zu üben.
Trotz des nun vollzogenen Brexits ist es Claudia und Ian Bloor enorm wichtig, ihren kleinen Beitrag zur Völkerverständigung fortzusetzen. Aber vor allem wünschen sich Ian und Claudia (wie bestimmt alle unsere Leser*innen), dass die Krise bald überwunden wird und die Reisebeschränkungen aufgehoben werden können. Dann kann die Familie Bloor endlich wieder ihre Familie und Freunde in ihrem geliebten Odenwald besuchen. Schließlich kann man Kochkäs‘ und Äppelwoi nur im Odenwald genießen – online ist da nix zu machen!